Psychologische Probleme von Kindern im Vorschulalter

von Anna Kasakowa
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Alle Kinder haben gelegentlich schlechte Laune, Angstzustände, plötzliche Traurigkeit oder sogar Wutanfälle, was für ihre Eltern sehr beunruhigend ist. Aber in den meisten Fällen sind diese Stimmungen nicht schlimm und gehören einfach zur normalen Entwicklung dazu. Selbst wenn ein Kind nicht spielen oder zur Schule gehen will, bedeutet das nicht unbedingt, dass ein psychologisches Problem vorliegt. 

Wenn sich diese Fälle jedoch häufen und die Ausnahme zur Regel wird, sollten Eltern und Betreuer genau hinschauen. Schauen Sie genauer hin: Beeinflussen negative Erlebnisse das tägliche Leben des Kindes? Leidet das Kind darunter?

Durch frühzeitiges Erkennen problematischer Phänomene können Eltern, Erzieher oder Betreuer der Entstehung von psychischen Problemen bei Kindern oder der Verschlimmerung bestehender psychischer Probleme entgegenwirken.

Bevor sie ernsthaftere Schritte unternehmen, können die Eltern versuchen, das Problem selbst zu erkennen, indem sie sich die folgenden Fragen stellen:

Wie lange ist es her, dass sich mein Kind umgezogen hat?

Oft verschwindet das unruhige Verhalten nach ein paar Tagen von selbst wieder. Wenn das Verhalten über viele Tage oder sogar Wochen anhält, kann dies auf ein ernstes Problem hinweisen.

Haben Sie diese Veränderung schon einmal bemerkt?

Manche Probleme treten in Phasen auf. Es kann vorkommen, dass ein Problem auftaucht, dann wieder verschwindet, aber nach einiger Zeit wieder auftaucht. Wenn sich die Problemphasen immer wieder wiederholen, kann dies nicht nur auf eine schlechte Stimmung, sondern auf eine behandlungsbedürftige Depression hindeuten.

Wie häufig tritt die Störung auf?

Für eine erste Einschätzung des Problems kann es hilfreich sein, wenn Sie relativ genau sagen können, wie oft das Problem auftritt. Manchmal ist es sinnvoll, einen Kalender zu führen, in dem die Phasen festgehalten werden.

Wie ernst ist das Problem?

Bei der Beurteilung der Intensität der Störung geht es nicht um eine objektive Einstufung, sondern um Ihre persönliche Meinung oder die Ihrer Kinder. Sie können das Problem z. B. auf einer Skala von 1 bis 10 einstufen, wobei 1 für die geringste und 10 für die größte Auswirkung des Problems steht.

Ist das Problem für Sie oder Ihr Kind belastend?

Missbrauch kann sowohl für Sie als auch für Ihr Kind sehr belastend sein, vor allem wenn niemand etwas mit Ihnen zu tun haben will.

Sind die Auslöser für Anomalien bekannt? 

Manchmal äußern sich die Störungen situationsabhängig. Unter bestimmten Umständen kann das Problem einfach dadurch beseitigt werden, dass solche Stresssituationen vorübergehend vermieden werden. 

Raten Außenstehende (Verwandte, Betreuer, Lehrer) zu professioneller Unterstützung?

Wenn auch andere Bezugspersonen Ihres Kindes, z. B. Großeltern und Tagespflegepersonen, Veränderungen bei Ihrem Kind feststellen und sich Sorgen machen, sollten Sie sich deren Meinung anhören. Sie sind mit Ihren Sorgen nicht mehr allein und können sich mit ihnen über das weitere Vorgehen austauschen. 

Glauben Sie, dass Sie oder Ihr Kind das Problem allein lösen können, oder brauchen Sie/ihr Kind Hilfe?

Eltern versuchen oft zu lange, ein Problem mit ihrem Kind allein zu lösen, bevor sie Hilfe suchen. Sie sollten nicht zu lange warten, um Hilfe zu suchen.

Der Kinderpsychotherapeut wird eine genaue Diagnose stellen und eine geeignete Therapie vorschlagen, wenn diese für Ihr Kind geeignet ist. Oder er gibt Ratschläge, wie Sie selbst mit dem Problem umgehen können. 

Psychische Erkrankungen bei Kindern. Diagnose

Psychische Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen sollten so früh wie möglich behandelt werden. Dann besteht eine gute Chance, ihre weitere Entwicklung zu stoppen und so ein Fortschreiten der Krankheit im Erwachsenenalter zu verhindern.

Vor Beginn der Behandlung muss der Facharzt die genaue Art der Störung feststellen. Dies ist wichtig für den Erfolg der anschließenden Therapie.

Anamnese

In einem ersten Schritt wird der Spezialist ein ausführliches Gespräch mit Ihnen und Ihrem Kind führen und eine Anamnese erstellen. Die folgenden Informationen sind zum Beispiel wichtig:

  • Welche psychischen Probleme weist Ihr Kind auf?
  • Wie, wann, wie oft und in welchen Situationen treten Probleme auf?
  • Stellen Sie fest, dass es bestimmte Auslöser für Probleme gibt?
  • Leidet Ihr Kind unter den Veränderungen?
  • Beeinträchtigt das Problem das tägliche Leben Ihres Kindes? 
  • Hat Ihr Kind irgendwelche körperlichen oder geistigen Krankheiten?
  • In was für einem familiären und sozialen Umfeld lebt Ihr Kind? 
  • Gab es in letzter Zeit negative Ereignisse in seinem/ihrem sozialen Umfeld, die zu dem Problem beigetragen haben könnten, z. B. ein Todesfall, eine Scheidung usw.?

Beantworten Sie die Fragen des Arztes ehrlich und so genau wie möglich. Und denken Sie immer daran: Es geht nicht um Schuldzuweisungen, sondern darum, die psychischen Probleme Ihres Kindes so genau wie möglich zu diagnostizieren.

Mit Ihrem Einverständnis kann der Arzt auch mit Verwandten, Lehrern oder Betreuern sprechen, um sich ein möglichst umfassendes Bild von Ihrem Kind zu machen.

Verhaltensbeobachtung

Als nächsten Schritt kann der Facharzt eine Verhaltensbeobachtung empfehlen. Er oder sie kann Sie dann zum Beispiel bitten, eine bestimmte Zeit lang zu beobachten und aufzuzeichnen, wie Ihr Kind isst oder spielt.

Psychologische Tests

Mit standardisierten psychologischen Tests können zahlreiche Aspekte des Entwicklungsstandes eines Kindes erfasst werden, z. B. Sprachentwicklung, intellektuelle Fähigkeiten, Mobilität, Lesen, Rechtschreibung und Rechnen.

Der Arzt kann auch Persönlichkeitsmerkmale oder Anomalien mit Hilfe standardisierter Tests untersuchen.

Psychische Erkrankungen bei Kindern. Formulare

Hinter psychischen Störungen bei Kindern kann eine Vielzahl von Erkrankungen stecken. Im Prinzip können Kinder und Jugendliche die gleichen psychischen Erkrankungen wie Erwachsene entwickeln, wie z. B. Depressionen, Angstzustände und Essstörungen, die zu den häufigsten gehören. Im Gegensatz dazu treten psychiatrische Erkrankungen wie Schizophrenie selten in der Kindheit auf, sondern entwickeln sich meist erst später (im jungen und im Erwachsenenalter).

Neben diesen altersunabhängigen Störungen gibt es auch psychische Störungen, die sich immer in der Kindheit entwickeln, so genannte "psychische Kinderkrankheiten". Sie bleiben oft bis ins Erwachsenenalter bestehen. 

Fachleute unterscheiden zwei Gruppen:

  • Verhaltensstörungen: Dies sind psychische Störungen bei Kindern, die sich vor allem auf das Verhalten auswirken und für andere störend sein können. Beispiele hierfür sind ADHS, oppositionelles Trotzverhalten und Störungen des Sozialverhaltens.
  • Entwicklungsstörungen des Nervensystems: Diese beeinträchtigen nicht nur die geistige Gesundheit, sondern auch die gesamte Entwicklung des Kindes. Dazu gehören z. B. Autismus, Rett-Syndrom und X-Chromosom-Störung.

Im Folgenden werden einige der häufigsten psychischen Erkrankungen bei Kindern aufgeführt, die eine obligatorische Behandlung erfordern:

Depression

Ständige Traurigkeit, Antriebs- und Interessenlosigkeit und soziale Isolation können Anzeichen einer Depression sein. Selbst kleine Kinder können eine depressive Störung entwickeln.

Ängstliche Störungen

Angststörungen sind auch bei Kindern und Jugendlichen weit verbreitet. Dazu gehören Phobien, Panikstörungen und generalisierte Angststörungen.

bipolare Störung

Freude kann auf einmal von tiefer Traurigkeit abgelöst werden: Menschen mit bipolarer Störung schwanken emotional ständig zwischen den Extremen.

Posttraumatischer Stress

Kinder, die missbraucht oder misshandelt wurden, entwickeln häufig eine posttraumatische Belastungsstörung (PTSD). Zu den Symptomen gehören allgemeine Anspannung, Angst und Reizbarkeit, belastende Erinnerungen oder das Wiedererleben traumatischer Erlebnisse im Geiste (Flashbacks).

Persönlichkeitsstörungen

Persönlichkeitsstörungen sind schwere psychische Erkrankungen. Sie zeichnen sich durch Impulsivität und Instabilität aus - Gefühle, Gedanken und Einstellungen können sich innerhalb kürzester Zeit ändern.

Zwangsneurosen.

Diese Form der psychischen Störung äußert sich in zwanghaftem, ritualisiertem Verhalten oder Denken.

ADHS

Die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) gilt als genetisch bedingt. Typische Merkmale sind Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität, die im Verhältnis zum Entwicklungsstand der Betroffenen übermäßig ausgeprägt sind und sich in allen Situationen manifestieren.

Oppositionell-diszipliniertes Verhalten

Die Oppositionelle Trotzstörung äußert sich vor allem in aggressivem Verhalten gegenüber Autoritätspersonen wie Eltern und Lehrern. Betroffene Kinder neigen zu Wutausbrüchen, Ungehorsam gegenüber Erwachsenen, Weigerung, Regeln zu befolgen, und es fällt ihnen leicht, andere zu provozieren und zu ärgern - Verhaltensweisen, die früher unter dem allgemeinen Begriff "schwierige Kinder" zusammengefasst wurden. Die Symptome stellen für Eltern, Lehrer und Betreuer ein Problem dar.

Das Verhalten dieser Kinder ist jedoch nicht gefährlich für andere, sie fügen anderen keinen wirklichen Schaden zu, sie sind in der Lage, Reue und Schuldgefühle zu empfinden.

Störung des Sozialverhaltens

Eine Störung des Sozialverhaltens kann schwerwiegendere Folgen haben. Anders als bei der oppositionellen Trotzstörung verletzen die betroffenen Kinder durch ihr Verhalten die Rechte anderer oder altersgemäße Regeln und Normen. Typische Symptome sind ein Mangel an Empathie, d. h. die Unfähigkeit, sich in andere einzufühlen, und ein hohes Maß an Aggression.

Autismus

Autismus ist ein Sammelbegriff für eine Vielzahl von häufigen Entwicklungsstörungen (Autismus-Spektrum-Störungen). Betroffene Personen haben in der Regel Probleme mit sozialen Kontakten, Kommunikation und Sprache. Viele zeigen auch stereotype Verhaltensweisen und Interessen. Bekannte Formen der autistischen Störungen sind der frühkindliche Autismus und das Asperger-Syndrom.

Psychische Erkrankungen bei Kindern. Therapie

Sobald die Diagnose gestellt ist, stellt sich die Frage nach der optimalen Behandlung. Psychische Erkrankungen bei Kindern werden häufig mit einer Kombination aus psychotherapeutischen Maßnahmen, pädagogischen und sozialen Ansätzen und gegebenenfalls einer medikamentösen Behandlung behandelt. 

Vor Beginn der Behandlung stellt sich die Frage, ob ein junger Patient ambulant, stationär oder teilstationär behandelt werden sollte. Die Entscheidung hängt von der Art und vor allem vom Schweregrad der psychischen Störung ab. Manchmal sind wöchentliche ambulante Therapiesitzungen ausreichend, in anderen Fällen ist eine Behandlung in einer kinder- und jugendpsychiatrischen Klinik angezeigt. Die Entscheidung wird vom behandelnden Facharzt gemeinsam mit den Eltern getroffen.

Wie können Sie Ihrem Kind helfen?

Der beste Weg, Ihrem Kind zu helfen, ist, es so zu akzeptieren und zu schätzen, wie es ist. Unterstützen Sie es aktiv:

  • Informieren Sie Verwandte, Betreuer, Lehrer und Eltern von Kindern, die Sie kennen, über die Krankheit, damit sie das abweichende Verhalten Ihres Kindes einordnen können.
  • Begleiten und beteiligen Sie sich aktiv an der Therapie Ihres Kindes.
  • Halten Sie emotionalen Kontakt zu Ihrem Kind.
  • Ermutigen Sie Ihr Kind und geben Sie ihm Vertrauen.
  • Beenden Sie alle traumatischen familiären oder sozialen Beziehungen oder Situationen.
  • Suchen Sie professionelle Hilfe bei einem erfahrenen Kinder- und Jugendpsychiater oder Psychologen.
  • Achten Sie auf sich selbst, denn der Umgang mit einem psychisch kranken Kind kann sehr belastend sein. Suchen Sie sich zum Beispiel eine Selbsthilfegruppe, in der Sie sich mit anderen betroffenen Eltern austauschen können.

Schlussfolgerung

Wenn Sie als Elternteil den Verdacht haben, dass Ihr Kind eine psychische Krankheit hat, sollten Sie nicht verzweifeln. Sie sollten Ihr Kind sorgfältig beobachten und, wenn sein Verhalten weiterhin Anlass zur Sorge gibt, Hilfe von Fachleuten in Anspruch nehmen, die eine genaue Diagnose stellen und eine gezielte und wirksame Therapie verschreiben. Viele psychische Erkrankungen im Kindesalter sind behandelbar und schreiten bei richtiger Behandlung nicht bis ins Erwachsenenalter fort. 

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