Wie geht man mit einem Kind bei einer Scheidung um?

von Anna Kasakowa
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Wenn zwei glückliche Menschen eine Familie gründen, denken sie kaum daran, dass diese nicht für immer sein könnte. Aber Familien zerbrechen, und leider passiert das ziemlich oft. Wenn für die Eheleute die Entscheidung zur Scheidung zu einer ausgewogenen Entscheidung zweier Erwachsener wird (obwohl sie für viele Erwachsene auch eine große Belastung und Tortur darstellt), leiden die Kinder immer unter dieser Situation. 

Eine Scheidung macht ihnen Angst, da die vertraute familiäre Sicherheit wegfällt. Kinder fühlen sich nicht mehr sicher und wohl, sie haben das Gefühl, dass etwas Schlimmes passiert, sie spüren Veränderungen, die ihnen Angst machen. 

Wie können Sie Ihrem Kind von einer bevorstehenden Scheidung erzählen, um es vor einem psychologischen Trauma zu schützen?

Geheimniskrämerei und vage Erklärungen machen alles nur noch schlimmer - klare Worte sind besser, sagen Psychologen: Kinder müssen wissen, dass sie nicht schuld an der Trennung sind. Kinder müssen wissen, dass ihre Mutter und ihr Vater immer noch ihre Eltern sind, auch wenn die Ehe zerbrochen ist und die Eltern nicht mehr zusammenleben.

Kinder reagieren unterschiedlich auf die Trennung ihrer Eltern. Jungen reagieren oft unhöflich und aggressiv, während sich Mädchen oft zurückziehen. Darüber hinaus ist das Alter des Kindes ein wichtiger Faktor. 

Es gibt keine allgemeingültige Methode, einem Kind von einer Scheidung zu erzählen. Es ist immer notwendig, das Alter, die Reife und die Besonderheiten der Psyche und des Charakters des Kindes zu berücksichtigen, um die richtigen Worte zu finden. Dennoch gibt es einige allgemeine Empfehlungen, die in dieser schwierigen Situation helfen, die Wogen zu glätten.

Säuglinge

Wie sagt man?

Bei sehr jungen Kindern bis zu einem Alter von etwa 2,5 bis 3 Jahren brauchen Sie in der derzeitigen Situation entweder gar nichts zu erklären oder Sie müssen ihnen ein Minimum an Informationen geben.

Säuglinge und Kleinkinder sind noch weit davon entfernt zu verstehen, was die Trennung und Scheidung ihrer Eltern bedeutet. Dennoch können sie negative Veränderungen wahrnehmen und darauf reagieren. 

Mögliche negative Folgen:

Bei Kindern, die noch nicht in der Lage sind, ihre Gefühle in Worten auszudrücken, führt die Angst vor dem Verlassenwerden oft zu Rückschritten in der Entwicklung: Es kann zu Problemen beim Toilettentraining kommen (auch wenn es vorher keine gab), die Kinder werden weinerlicher, zeigen Ängste, manchmal auch Aggressionen.  

Was Eltern tun können:

Viele Kinder haben ein starkes Bedürfnis nach der Nähe ihrer Eltern, sie wollen ständigen Körperkontakt mit ihnen haben. Sie kehren oft in das Bett ihrer Eltern zurück, auch wenn sie lange Zeit getrennt geschlafen haben. Es ist wichtig, ihnen diese Nähe so lange wie möglich zu ermöglichen.

Vorschulalter

Wie sagt man?

Ab einem Alter von etwa 4 Jahren sollten Sie mit Ihrem Kind über die Tatsache sprechen, dass sich die Eltern scheiden lassen. Es ist wichtig, dass Sie Ihre Sprache und den Inhalt des Gesprächs an die Reife Ihres Kindes anpassen. Das Kind muss nicht alles wissen, und auch die Gründe für die Trennung müssen nicht unbedingt genannt werden. Auch die überwiegend rechtlichen Folgen einer Scheidung müssen nicht erklärt werden. Viel wichtiger ist die Perspektive, die Sie aufzeigen. Diese soll dem Kind die Ängste und Sorgen nehmen.

Sie können Ihrem Kind gemeinsam erklären, dass Sie sich zwar nicht mehr lieben, dass dies aber nichts daran ändert, dass Sie Ihr Kind lieben und dass Sie beide weiterhin dafür sorgen werden, dass es ihm gut geht. 

Mögliche negative Folgen:

In diesem Alter erleben Kinder die Scheidung ihrer Eltern meist auf eine schwierige Art und Weise. Sie übernehmen oft unbewusst die Schuld und Verantwortung für die Trennung. Dieses Alter ist dadurch gekennzeichnet, dass die Kinder sich selbst als Mittelpunkt der Welt wahrnehmen. Sie glauben, dass sie Einfluss darauf nehmen können, ob ihre Eltern wieder zusammenkommen, wenn sie sich anders verhalten als zuvor. Zum Beispiel hört man sie oft sagen: "Wenn ich mein Zimmer immer aufräume, dann muss Mama nicht mehr streiten, dann kann Papa zurückkommen". Kinder zeigen ein besonders konformes Verhalten, wenn sie versuchen, ihre Eltern wieder zu vereinen.

Da sie ständig unter Anspannung stehen, entwickeln sie leicht psychosomatische Störungen: Bauchschmerzen, nächtliche Harninkontinenz, Fingerlutschen, Schlafstörungen. Kinder im Kindergartenalter haben außerdem große Angst, dass der andere Elternteil sie ebenfalls verlassen könnte.

Was Eltern tun können:

Wie Kleinkinder brauchen auch Vorschulkinder viel Zeit und Aufmerksamkeit, damit sie sich emotional sicher fühlen können. Sie wollen nicht allein sein. Die Eltern müssen immer wieder Situationen emotionaler Nähe schaffen, wie zum Beispiel das Kuscheln auf dem Sofa. Bei diesen Gelegenheiten können Kinder einzelne Gedanken und Fragen äußern, die ihnen zur neuen Familiensituation einfallen. Eltern können auch Bilderbücher zu diesem Thema nutzen, um über die Trennung zu sprechen.

Die Eltern sollten die Kinder beruhigen, indem sie ihnen sagen, dass sie auch nach der Trennung mit dem Kind zusammenleben möchten, allerdings in zwei Wohnungen. Es ist wichtig, dass die Eltern ihre Versprechen konsequent einhalten, damit die Kinder das Vertrauen gewinnen, dass beide Elternteile bei ihnen bleiben werden. Kinder müssen das Gefühl haben, dass sie so sein dürfen, wie sie sind, und dass die Erwachsenen Verantwortung für die Familiensituation übernehmen.

Grundschulkinder

Wie sagt man?

Sie sollten auch mit älteren Kindern über das Thema Scheidung sprechen und dem Kind erklären, was es bedeutet. In welchem Alter dies zu tun ist, hängt von dem jeweiligen Kind ab. Viele Fünf- und Siebenjährige sind heute mit dem Begriff "Scheidung" vertraut, wissen aber nicht unbedingt, was er im Familienalltag bedeutet.

Versichern Sie ihm, dass die neue Lebenssituation nichts an der Tatsache ändert, dass Sie beide Mutter und Vater sind und dass Sie beide Ihr Kind lieben. Kinder im Grundschulalter sind in manchen Bereichen bereits sehr selbstständig. Erlauben Sie Ihrem Kind, immer den Elternteil anrufen zu können, bei dem es nicht lebt. 

Mögliche negative Folgen:

Im Grundschulalter sind die Kinder noch stärker auf ihre Gefühle angewiesen. Sie empfinden Traurigkeit, Hilflosigkeit, Wut - auch Scham spielt eine große Rolle. Sie haben das Gefühl, versagt zu haben, und haben Angst, dies vor Mitschülern oder Nachbarn zuzugeben.

Manche Kinder leiden unter depressiven Verstimmungen. Das führt oft zu Schwierigkeiten in der Schule. 

Was Eltern tun können:

Ein klar strukturierter Tagesablauf hilft jungen Schülern, sich zu orientieren. Kinder in diesem Alter wollen genau wissen, was wann und wie passieren wird. So können sie sicher sein, wann sie welchen Elternteil sehen werden, und es gibt ihnen Sicherheit in einer neuen Familiensituation. Die Visualisierung auf dem Kalender unterstützt sie zusätzlich. Eltern sollten genau so viele Versprechungen machen, wie sie auch tatsächlich einhalten können. 

Unter keinen Umständen sollten die Eltern schlecht übereinander reden - Kinder lieben beide Elternteile und fühlen sich sonst missmutig und haben starke Loyalitätskonflikte.

Teenager

Wie sagt man?

Je älter Kinder werden, desto besser kommen sie in der Regel mit einer Scheidung zurecht. Auch als Teenager müssen die Kinder nicht unbedingt in alle Einzelheiten einbezogen werden. Generell ist es für alle Kinder, vor allem aber für Teenager, wichtig zu wissen: Beide Eltern bleiben respektvolle Menschen und gleichwertige Bezugspersonen. 

Im Gegensatz zu jüngeren Kindern können Sie Ihren Teenager in die Zukunftsplanung einbeziehen.

Mögliche negative Folgen:

Kinder über zehn Jahren sind in der Regel sehr ängstlich: sowohl in Bezug auf ihre eigene Situation als auch in Bezug auf ihre Eltern. Sie sind schnell auf der Seite des vermeintlich schwächeren Elternteils. 

In der Familie übernehmen sie oft Aufgaben, die eigentlich über ihre Fähigkeiten hinausgehen, was sie überfordert. Infolgedessen verlieren sie oft den Kontakt zu ihren eigenen Freunden, obwohl Gleichaltrige in diesem Alter besonders wichtig für sie sind. Der Loyalitätskonflikt zwischen beiden Elternteilen und zwischen Familie und Freunden führt dazu, dass sie oft überreagieren und widersprüchliches Verhalten zeigen: Einerseits sind sie sehr reif und übernehmen Verantwortung, andererseits sind sie impulsiv und ziehen sich manchmal völlig zurück.

Was Eltern tun können:

Eltern sind für Kinder in diesem Alter besonders hilfreich, wenn sie ihnen Feedback geben. Kraft schöpfen junge Menschen auch aus ihren Gleichaltrigen - deshalb sollten Eltern die Zugehörigkeit zu diesen Gruppen unterstützen. Wer den anderen Elternteil als "schwach" oder "stark", "gut" oder "böse" darstellt, stürzt Kinder in einen Loyalitätskonflikt. Neutralität ist also ein Muss - auch wenn es schwierig ist.

Für Kinder ist es wichtig zu erfahren, dass ihre Eltern auch traurig sind. 

Schlussfolgerung

Keine Scheidung ist einfach, und jedes Kind ist traurig, wenn die Eltern bekannt geben, dass sich ihre Wege trennen. Die gesamte Familienstruktur und das tägliche Leben verändern sich. Es wird einige Zeit dauern, bis sich alle Familienmitglieder an die neue Situation gewöhnt haben.

Wenn Sie mit Ihrem Kind über die Scheidung gesprochen haben, beobachten Sie es, um zu sehen, wie es mit der veränderten Familienstruktur zurechtkommt. 

Je mehr Sie Ihrem Kind zeigen, dass Sie als Eltern immer noch ein Team sind, desto besser wird Ihr Kind erkennen, dass es nichts zu verlieren hat und daher besser mit der Situation umgehen kann. 

Wenn Sie jedoch feststellen, dass die Situation außer Kontrolle gerät und Sie mit Ihren Gefühlen nicht zurechtkommen oder Ihr Kind psychische Probleme hat, sollten Sie es nicht bis zum Äußersten treiben und professionelle Hilfe suchen. 

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